• 1

  • 2

  • 3

  • 4

 

 

Wieder einmal ist das Thema „Ausländer in Deutschland“ und „Islamisierung“ sehr aktuell und zu Demonstrationen mit ausländerfeindlichen Tendenzen kommen Tausende auf die Straße.

Von Mohammad Moshiri

 

Als ich vor 10 Jahren auf Persisch über die Künstler unter dem Nationalsozialismus schrieb, musste ich mich mit dem Thema „Judenverfolgung“ intensiv auseinander setzen. Immer stellte ich mir diese Frage: Warum waren die Menschen im Land Goethes auf ein Mal gegen die Juden gestimmt? Wie konnten die Nazimörder so kaltblütig Millionen töten? War das das deutsche Volk? Wäre dieses Volk ohne den Faschismus nicht es selbst gewesen? Ich konnte es mir nicht vorstellen. Das Land der Dichter, Wissenschafter und Künstler sollte seinem Wesen entsprechend faschistisch sein? Diese hohe Kultur und Literatur konnte nicht von Leuten kommen, die den Faschismus im Blut gehabt hätten. Ich brauchte zwei Jahre, um mein Buch mit dem Titel: „Prüfung der Kunst und der Künstler unter der Herrschaft der Faschisten“ zu schreiben und teilweise zu übersetzen. Ich habe auch mit Zeitzeugen gesprochen und viele Bücher gelesen, die darstellen, wie es wirklich war. Solche Erfahrungen hatte ich selbst auch mit den Mullahs im Iran gemacht. Sowieso stand ich seit vielen, vielen Jahren auf ihrer Liste.

Ich war erstaunt darüber, was die Zeitzeugen mir erzählten. Sie schilderten, wie die Nazis in Deutschland mit gewaltiger Propaganda die Menschen gegen die Juden aufhetzten. Ich hatte oft Tränen in den Augen, als ich über das Schicksal der Opfer las und hörte. Als ich Auschwitz besuchte, verstand ich wieder mehr und mehr, wie das System des Nationalsozialismus funktionierte. Die Erinnerungen an Auschwitz habe ich noch deutlich im Kopf.

Es gibt ein Problem in Deutschland. Es werden immer mehr Flüchtlinge kommen. Das Land muss zuerst investieren, um sie menschlich aufzunehmen. Viele von ihnen sind Jugendliche in einem Land, wo die Menschen immer älter werden.

Natürlich kommen sie aus Krieg, Verfolgung und Unterdrückung. Viele haben alles hinter sich gelassen. Ihr Hab und Gut ist vernichtet. Der Diktator hat ihnen alles kaputt gemacht. Viele von ihnen haben ihre Angehörigen verloren. Sie sind traurig und können nach so viel Betrug und Verbrechen in ihrem Heimatland anderen nicht vertrauen. Sie fühlen sich „nicht willkommen in Deutschland“. Sie fühlen sich, als könnten sie nur vorübergehend hier leben. Sie brauchen viel mehr psychologische Unterstützung. Das ist ein großes Problem. Ja, das ist ein Problem.

Die rechte Seite will immer das Problem ausnutzen, wie sie es vor vielen, vielen Jahren in Deutschland mit Juden und Ausländern gemacht haben. Die Medien wollen auch immer mehr Leser und die Rechten können in manchen Medien umsonst Werbung für sich machen. Ich möchte nicht über die Methoden und die Strategie der rechten Seite schreiben. In Deutschland überhaupt nicht. Jeder kann die Geschichte lesen, wie die Rechten hier die Katastrophe verursacht haben. Wie sie dem Land und dem Ruf der Bevölkerung geschadet haben. Ich möchte die Bürger nur davor warnen, sich ausnutzen zu lassen, wie das Volk in der Nazizeit ausgenutzt wurde. Wie Khomeini die Iraner ausgenutzt hat, wie andere Diktatoren die Menschen ausgenutzt haben. Sie malen den Teufel an die Wand, um den Menschen Angst zu machen, um sie zu gewinnen, um aus ihnen Mörder zu machen.

In Deutschland ist die Gefahr der „Islamisierung" überhaupt nicht gegeben. Das deutsche Grundgesetz garantiert das. Bundestag und Regierung und die Organe des Landes sind die Instrumente dieser Verfassung, mit denen wir verhindern können, dass wieder Nazis in Deutschland „das Sagen“ bekommen. Jahre lang hat die Welt an den Verfassungen gearbeitet. Die Deutschen können sehr stolz sein. Sie sollten nicht sich schämen wegen der Nazizeit, sie sollten von der Geschichte lernen und den Rechten keine Möglichkeit geben, dem Ruf dieses friedlichen Volkes zu schaden.

Die Flüchtlinge. Sie können eine Bereicherung für Wohlstand und Wirtschaft sein, wenn man sich für sie einsetzt. Die Religion lassen wir eine Sache der Individuen sein. Von mehr als 4 Millionen Moslems in Deutschland sind weniger als 40.000 Fundamentalisten. Die Mehrheit ist friedlich. Sie lieben Deutschland. Sie arbeiten und zahlen ihre Steuern. Sie sprechen oft Deutsch. Sie sind ein Teil des Landes. Sie sind nicht wesentlich anders als die gebürtigen Deutschen. Sie sind Deutsche und ein Reichtum für Deutschland. In der Wirtschaft, in der Politik und in Kultur und Literatur. Wir können uns einsetzen, um die Probleme zu lösen. Wir haben uns in Berlin eingesetzt. Die Deutschen, egal ob Moslems, Christen, Juden usw., arbeiten zusammen. Sie sind Freunde. Sie lieben sich.

Moahmmad Moshiri

Vorsitzender des Forums für Toleranz und Menschenrechte

Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Berlin, 16.12.2014